Erdbeerblog, update: abschreckend lang. Ist eher ein Report zum Thema BT-Organismen
Seit dem letzten Erdbeerbeitrag ist einiges an Zeit vergangen und es gibt weitere Erfahrungen zu berichten. Zunächst: die starken Pflanzen gedeihen. So viel vorne weg. Die Pflanzen sind nach wie vor sehr unterschiedlich. Am Fenster links zeigt starke Anzeichen von Überdüngung, obwohl sie in präzise derselben Erde steht wie alle anderen. Und ich habe nicht gedüngt. Am Fenster rechts das Gegenteil: gelblich blass und irgendwie unterernährt.
Vorne links scheint es nicht zu schaffen und das ist der Grund für dieses Update. Irgendwie habe ich mir Trauermücken eingefangen. Zu feucht? Auch wenn ich kurz vor diesem Foto mal wieder gegossen habe - nach zwei(!) Wochen(!) - das kann der Grund nicht sein. Ich habe kein Wasser gegeben, bis die ersten Pflanzen anfingen Anzeichen von Trockenstress zu zeigen. Das hat die Trauermücken vielleicht zahlenmäßig gering gehalten, aber die Pflänzchen wären offensichtlich vor den Mücken eingegangen.
Zimt? Die neue Wunderwaffe? Mag sein, dass sie ihn nicht mögen, aber solange draußen unter 0 ist (ist es hier tatsächlich), wo sonst sollen sie hin?
Gelbtafeln? Mal abgesehen davon, dass es grausam ist, die eine oder andere Unglückliche mag es erwischt haben, aber dass sie nun in Scharen drauf fliegen und verenden? Quatsch.
Streichhölzer stecke ich nicht in meine Erde, wer weiß, was außer Schwefel sonst noch dran ist.
Also was bleibt, außer BT-Organismen - Nematoden vielleicht, aber für acht kleine Pflänzchen?
Also Bacillus Thuringiensis in Tablettenform. Natürlich in Wasser auflösen, deshalb wieder feuchte Erde. Erste Anwendung - Angeblich sind alle Mückenlarven "innert Stunden" tot. Ergebnis: nichts. Doppelte Dosis von dem, was der Hersteller empfiehlt. Nach einem weiteren Tag nachgesehen:
Bei den starken Pflänzchen keine Larven, da habe ich vorher aber auch kaum welche gefunden.
Bei den kleinen, vor allem der, die einzugehen scheint, quicklebendiges Treiben von Massen an Larven. Und gerade die habe ich geradezu in BT ertränkt - möglicherweise sind die Larven deshalb an die Oberfläche gekommen -zu tief buddeln will ich nicht- ich will nicht dem schwächsten Pflänzlein auch noch die Wurzeln abreissen...
Zudem stelle ich mir die Frage: wenn doch, laut Hersteller angeblich, BT Organismen natürlicherweise in der Erde sind, warum muss ich sie überhaupt kaufen und weshalb soll man die Behandlung wiederholen. Theoretisch müssten sie doch, einmal eingebracht, eine Kultur bilden. Wovon leben diese Bakterien überhaupt? Nach ein wenig googeln und lesen: Diese Bakterien bilden eine Symbiose mit Pflanzenwurzeln, die sie ihrerseits vor Insektenfraß schützen, indem sie ihre "kristallinen Proteine" ausscheiden. Kleine Pflänzchen sind wie Babys, die noch kein eigenes Immunsystem haben. Deshalb sind sie, genau wie vernachlässigte Topfpflanzen, anfällig für Trauermückenlarven. Die stärkeren Pflänzchen haben wohl aus der untergemischten Gartenerde bereits ihre eigene Symbiosegemeinschaft gebildet - die ich nun durch die Zugabe von gekauften Bakterien vielleicht eher zerstört als unterstützt habe... (sozusagen Delta durch Omikron ersetzt) Denn offensichtlich: bei den größeren Pflänzchen gab es kaum Befall, während die gekauften BTs bei den kleineren Pflänzchen kaum Wirkung zeigen.
Wir sind hier landwirtschaftlich geprägt. Gut möglich, dass die Insekten hier gegen "handelsübliche" BTs bereits Resistenzen entwickelt haben. (gruseliges Thema, vor allem in Verbindung mit GVOs - aber sowas sollte man sich selbst anlesen)
Also wie dem auch sei, ich hoffe ich habe die "guten" BTs aus dem Garten bei den stärkeren Pflanzen nun nicht ausgerottet, so dass die jetzt auch angefallen werden. Bei den schwächeren - na, sagen wir - kleineren Pflänzchen, die wohl noch nicht in der Lage waren, eine eigene Bakterienkultur zu halten, hat die "Symbioselenkung" vielleicht ja doch was gebracht. Mal schauen. In der Zwischenzeit scheint der Handstaubsauger ein recht probates Mittel zu sein, um die erwachsenen Tiere zu erwischen. Ansonsten bin ich für Ratschläge offen. (Sand kenn ich schon. Erstmal, nach den bisherigen Erfahrung, bin ich sehr sicher, dass auch der nichts bringt. Außerdem müsste ich erstmal Erde abtragen, bevor ich eine Sandschicht aufbringen könnte - und beides mögen Erdebeeren garnicht - vor allem, weil sie gerade jetzt neue feine Würzelchen aus dem Herzen Richtung Erde bilden. Gift jeglicher Art fällt auch aus, hier gibt es Kinder und auch gewollte Tiere.)