Rückschnitt von erfrorenen Ästen - warum eigentlich?

Berliner

Keimling
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Aug 23, 2020
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Hallo Ihr Lieben,

Ich habe mal wieder eine Frage - vielleicht kann ja jemand weiterhelfen. Diesen Winter sind mir - wie sich im Frühjahr herausstellte - sowohl beim neugepflanzten Judasbaum (Cercis canadensis 'Forest Pansy') als auch beim (ebenfalls neugepflanzten) Bienenbaum (Tetradium daniellii) einige z.T. auch größere Triebe erforen. Man liest im Internet in Bezug auf Frostschäden immer, man könne die Fingernagelprobe machen, sehen, bis wohin der Ast noch unter der Rinde grün ist, und dann dementsprechend weit zurückschneiden.

Meine Frage: Gibt es für dieses Zurückschneiden eigentlich noch andere als nur ästhetische Gründe? Wenn der Teil des Astes tot ist, 'zieht' er doch auch keine Pflanzenkraft, oder irre ich mich da? Beim Bienenbaum komme ich an einige der obersten Äste gar nicht so ohne weiteres heran; und in der Natur wird dieses Totholz ja schließlich auch nicht entfernt - bis sie bei einem starken Sturm irgendwann abbrechen.

Beim Rückschneiden hingegen kann man - wenn man zu weit schneidet - auch Schaden anrichten.

Ich glaube, eigentlich will ich nur wissen ob man durch das NICHT-Zurückschneiden irgendwelche Nachteile (ausser der Optik) hat, z.B. was das folgende Wachstum der Pflanze betrifft.

Herzlichen Dank im voraus für Euren fachkundigen Rat, und sonnige Grüße in die Runde!
 

Heikeaustirol

Gartenguru
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Hallo Berliner ! Ja, in erster Linie ist es bei kultivierten Pflanzen natürlich der ästhetische Grund. Aber - abgestorbene Äste sind auch ein Nährboden für Pilze und zersetzende Bakterien, Borkenkäfer usw., so wie in der Natur alles ein Werden und Vergehen ist. Man riskiert also, daß dort der Zersetzungsprozeß einer Kulturpflanze beginnt. Wenn man das so akzeptieren kann und sagt, dieses Absterben, Zersetzen und Heimat für andere Lebewesen gehört zum Kreislauf der Natur, kann man das auch so lassen.
 

Jasmin Duft

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Moin,
tote Äste sind ein prima Heim für Pilze, Viren und Schädlinge. Deshalb schneidet man die raus, nicht wegen der Optik.
Lg, Jasmin
 

Stachelbär

Gartenguru
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Gude Morsche Berliner,

Wie schon von @Heikeaustirol & @Jasmin Duft geschrieben, sind abgestorbene Äste Nährboden für Pilze und Larven.
Besonders der Rotpustelpilz siedelt sich zeitnah auf totem Obstholz an. Erstmal eingenistet kann es auch lebende Äste besiedeln und zum Absterben bringen.
Vögel picken nach Larven und Käfern und erweitern so die Schäden. Es enstehen Eingangspforten für Holz zerstörende Pilze.
Vor allem kann der Baum die Wunde nicht schließen, es entwickelt sich ein Wulst um den Ast, der Abschiedskragen - Fällt der Ast irgendwann ab, bleibt ein Loch mit teil zersetztem Holz das größer und tiefer wird.
Im Wald egal, schließlich sind Höhlenbrüter auf solche "Neubauten" angewiesen, doch wenn man nur wenige Bäume im Garten hat, tut der Verlust weh..
 
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sanftgrün

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Kommt auch drauf an, wie groß der Baum ist. Normalerweise wird keiner eine Freude haben, wenn der Ast runter kracht und jemanden verletzt. Von Ästen erschlagen werden ist zwar "Teil der Natur", aber gesellschaftlich herrscht der Konsens, dass dies unter uns Menschen zu vermeiden ist. :22x22-emoji-u1f60e:

Ein Garten ist übrigens nie "Natur" - auch klar. :22x22-08:
 
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